Matchvorschau: Spezielles Duell gegen den Meister, Champions-Ligisten und Tabellenletzten
Wer hätte das gedacht: Der jahrelange Liga-Dominator, amtierende Schweizer Meister und aktuelle Champions-League-Teilnehmer kommt nach Winterthur – als Tabellenschlusslicht der aktuellen Super League! So kommt es zum wohl ungewöhnlichsten und attraktivsten Kellerduell, das die Schützenwiese je erlebt hat.
Letzte Saison noch galt die Affiche FCW vs. YB als Spitzenduell. Die Berner spielten wie immer um den Meistertitel, der FCW galt als das grosse Überraschungsteam, das sich oben festkrallte und der Konkurrenz das Fürchten lehrte.
Diese Saison sind beide Teams noch nicht richtig in die Gänge gekommen – zumindest in den ersten sechs Runden nicht. Der FCW liegt mit vier Punkten an elfter Stelle, YB ist mit drei Zählern gar Tabellenletzter.
Dass beim FCW trotz seinen beschränkten finanziellen Möglichkeiten in der vergangenen Saison vieles zusammengepasst hat und er nun nach gewichtigen Abgängen und immer noch limitiertem Budget eine schwierige Saison durchleben dürfte: das ist leider mit dem vor allem in der Offensive verjüngten Kader ein realistisches Szenario. Als wenn das nicht schon genug wäre, kommt seit dem Saisonstart auch noch das Verletzungspech dazu (immer noch nicht zurück sind die Teamstützen Burkart, Jankewitz, Rohner und Zuffi). Das Ziel ist auch im dritten Super-League-Jahr in Serie der Klassenerhalt.
Hingegen beim Schweizer Meister und langjährigen Dominator mit seinem grossen Potenzial und seinen hohen Ansprüchen erstaunt der schlechteste Saisonstart seit 28 Jahren schon deutlich mehr – auch wenn ein Blick auf die Transfers und die aktuelle Mannschaft einige Erklärungsansätze liefert, warum der gelbschwarze Hochleistungsmotor noch nicht richtig ins Laufen gekommen ist. Wichtige Abgänge seien nicht adäquat ersetzt worden, heisst es in der Kritik. YB-Sportchef Steve van Bergen nahm kürzlich im «Blick» seine Spieler in die Verantwortung: «Die Leistungen waren bisher ungenügend. Der Zug ist zum Saisonstart losgefahren, aber ein paar unserer Spieler haben die Abfahrt verpasst.» Dass das Kader Qualität hat, hat es bei der Qualifikation für die Champions League bewiesen. Die Frage ist nur: Ist die Qualität auf dem internationalen Parkett auch die richtige für den hundskommunen Schweizer Liga-Alltag?
Schon fast leid tun kann einen da der Trainer, der mächtig unter Druck geraten ist: Patrick Rahmen hat sich den Wechsel vom familiären Winterthur in die (Fussball-)Hauptstadt sicher anders vorgestellt. Ein Wechsel notabene, den in Winterthur so mancher bedauert hat, aber ausserhalb von vielen als logisch und passend bezeichnet worden ist. Die Erwartungen sind hoch – und die erste Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte wird Rahmen auf jeden Fall nicht ruhiger schlafen lassen.
FCW-Trainer Ogi Zaric und sein Team konnten zumindest nach dem Cup-Fight in Wil gut schlafen, nachdem sie das drohende Aus mit einer starken Willensleistung in Extremis abwenden konnten.
So kommt es am Sonntag auf der Schützenwiese für beide Trainer und ihre Teams garantiert nicht zum gemütlichen Sonntagsspaziergang mit anschliessendem Kafichränzli, sondern zu einem unerwarteten, aber hoch spannenden Kellerduell mit ungewissem Ausgang.