Matchvorschau: Kein leichtes Spiel gegen den Letzten
Der seit vier Spielen ungeschlagene FCW empfängt am auf der Schützenwiese den Aufsteiger und Tabellenletzten Stade-Lausanne-Ouchy. Eine klare Sache? Im Gegenteil: Der FCW muss sich der Favoritenrolle stellen und darf den Gegner keine Sekunde unterschätzen. Tickets sind noch online und bei Tourist Information erhältlich.
Wenn man von Fussball aus Lausanne spricht, ist im Normalfall der FC Lausanne-Sport gemeint. Der Traditionsverein aus der Waadtländer Metropole gehört mit seinen sieben Meistertiteln, neun Cup-Siegen und weiteren acht Cup-Final-Teilnahmen seit jeher zu den Aushängeschildern des welschen Fussballs. Aus Winterthurer Sicht kommt hinzu, dass die Fans der beiden Klubs seit vielen Jahren eine starke Fanfreundschaft pflegen.
Doch seit einigen Jahren ist Lausanne-Sport nicht mehr der einzige Lausanner Klub, der im Spitzenfussball mitmischt. Der einstige Quartierverein FC Stade-Lausanne-Ouchy hat sich in den letzten Jahren hartnäckig zu einem Profiklub entwickelt und ist spätestens seit diesem Sommer dank dem souveränen Barrage-Sieg gegen Sion und dem Aufstieg in die Super League in der ganzen Schweiz ein Begriff.
Der Klub aus dem Quartier Ouchy entstand im Jahr 2000 aus der Fusion von FC Stade Lausanne und FC Ouchy. Nach dem Aufstieg in die Challenge League (2019) musste er seine Heimspiele vom heimischen Centre sportif de Vidy nach Nyon verlegen, wechselte dann in das alte Olympiastadion Pontaise.
Die sportliche Entwicklung ist kein Zufall. Seit 2019 leitet der ambitionierte und finanzstarke Unternehmer Vartan Sirmakes die Geschicke von SLO. Der Armenier hat vor über 30 Jahren die Luxusuhren-Firma «Franck Muller» mitgegründet, sein Vermögen wird auf 700 bis 800 Mio. Fr. geschätzt. Den Einstieg in den Schweizer Fussball machte Sirmakes über den FC Stade Nyonnais, der im Sommer in die Challenge League aufgestiegen ist und heute seinem Sohn gehört.
Trotz des beachtlichen sportlichen Erfolgs hat der Klub grosse Mühe, in der Bevölkerung anzukommen: Während sich in der Challenge League jeweils wenige Hundert Zuschauer:innen im grossen Rund der Pontaise verirrt hatten, sind es in der Super League auch dank der Auswärtsfans um die 2000. Noch nie hat ein Aufsteiger seit der Gründung der Super League (2003) so wenig Publikum angezogen.
Sportlich läuft es für die Waadtländer bis jetzt durchzogen. Nach dem Abgang ihres Goalgetters Teddy Okou zum FC Luzern, liegt SLO mit vier Punkten und einem Torverhältnis von 4:10 auf dem letzten Platz. Allerdings ist die Tabelle mit Vorsicht zu geniessen. SLO hat wegen der Champions-League-Teilnahme von YB ein Spiel (in Bern) weniger auf dem Konto. Wie stark die Mannschaft auswärts spielt, ist ebenfalls schwierig zu beurteilen, weil vier der fünf Partien zuhause stattfanden (2:1-Sieg gegen GC, 1:1 gegen Servette, 0:3-Niederlagen gegen Lugano und FCZ) und nur eine auswärts (1:2-Niederlage in Luzern).
Der FCW, der die letzten vier Spiele nicht verloren hat und auf Platz 6 steht, geht bei dieser Konstellation ungewohnt als Favorit ins Spiel. Er tut auf jeden Fall gut daran, den Gegner nicht zu unterschätzen. Spätestens nach dem hart erkämpften Arbeitssieg im Cup gegen Aarau weiss die Mannschaft von Patrick Rahmen, was es heisst, wenn man als Favorit den Erwartungsdruck und den Biss des Gegners zu spüren bekommt. Auch als Favorit wird man seiner Rolle nur dann gerecht, wenn man sie von A bis Z 100 Prozent ernst nimmt.
In der Challenge League von 2019 bis 2022 war das Duell zwischen den beiden Klubs ausgeglichen: Vier Siege für den FCW, drei für SLO, fünf Unentschieden. Auf der Schützi hat der FCW dreimal 2:1 gewonnen, zweimal Remis gespielt und einmal 1:2 verloren.
Auch wenn Stade-Lausanne-Ouchy kein klingender Name im Schweizer Fussball ist: Das Duell auf der Schützenwiese wird hoch spannend, der FCW braucht auch diesmal die volle Unterstützung seiner Fans. Vorwärts Winterthur, füllen wir die Schützi einmal mehr!