
FCW Frauen: Saisonvorschau mit Markus Wanner
Saisonstart in der NLB: Gekommen um zu Bleiben
Nach dem geschafften Aufstieg in die NLB der unerwartete Taucher zurück in die 1. Liga, nun nach einer Saison ohne Punktverlust der nächste Anlauf in der zweithöchsten Liga. Die FCW-Frauen und ihr neuer Trainer Markus Wanner haben viel vor.
Markus Wanner kennt den FC Winterthur als Junior, als NLB-Spieler und auch als ehrenamtliches Vorstandsmitglied. Als Trainer machte sich der ehemalige Profi des FC St. Gallen vor allem einen Namen beim FC Seuzach, den er rund zehn Jahre lang coachte und bis in die 1. Liga führte. Den Frauenfussball verfolgt er seit der ersten WM in den 90er-Jahren, dazu betreute er drei Jahre lang die Frauen des FC Wiesendangen. Zuletzt wirkte er beim Herren-Team des FC Uzwil in der 1. Liga.
Wir haben uns vor dem NLB-Saisonauftakt gegen die U21 des FCZ (Heerenschürli, Samstag, 19 Uhr) mit dem 50-Jährigen unterhalten.
Bringen wir die Standardfrage hinter uns: Wie unterscheiden sich Frauen- und Männerteams aus Sicht eines Trainers? Musst du dich anpassen?
Markus Wanner: Ich stellte schon in Wiesendangen fest: Frauen verfügen über einen ausgeprägteren Lernwillen und das Feedback ist viel positiver, befriedigender. Die Methoden bleiben grundsätzlich gleich. Bis jetzt sagen die Spielerinnen, die Trainings seien härter geworden – vielleicht muss ich noch die richtige Mischung finden (schmunzelt).
Über deine Arbeitsweise in Seuzach hast du einmal gesagt, dass du die Spieler fragst, warum Fehler passiert sind und wie es anders gemacht werden kann. Mitdenken statt konkrete Vorgaben. Geht das bei den Frauen im gleichen Stil?
Der Unterschied ist, dass die Spielerinnen zum Teil verschiedene Voraussetzungen mitbringen, weil sie – anders als die meisten Jungs – später begonnen und nicht schon ab fünf Jahren alle Ausbildungsstufen durchlaufen haben. Da braucht es zum Teil etwas mehr Vorgaben. Das macht es aber auch spannend, und die Frauen ziehen super mit.
Männer im Frauenfussball – die Vorkommnisse um das spanische Team an der WM hat für Schlagzeilen gesorgt. Wie siehst du diese Thematik?
Ich trampelte schon bei den Männern in Seuzach nicht einfach so in die Garderobe, da muss ich mich nicht umstellen. Es war mir aber wichtig, eine weibliche Assistenztrainerin zu haben, die den Spielerinnen auch als Ansprechperson dient, wenn sie etwas lieber mit einer Frau besprechen. Ich bin sehr froh, mit Sarah Akanji die richtige Person dafür gefunden zu haben.
Nach dem Aufstieg hat fast niemand das Team verlassen, dafür kamen neun neue Spielerinnen dazu, darunter mit Annina Rauber eine Verteidigerin mit viel Super-League-Erfahrung. Auch wenn noch einige Verletzte darunter sind – das Kader ist mit 31 Spielerinnen riesig.
Ich bin neu – und für viele Spielerinnen bin ich nach sieben Jahren unter Adrienne Krysl erst der zweite Coach. So gesehen wurden alle Karten neu gemischt und die Kadergrösse wird sich mit der Zeit einpendeln. Wir brauchen aber auch mehr Schlüsselspielerinnen als in den letzten Jahren, um variabler zu werden und weniger von Einzelnen abhängig zu sein.
Das bei der Gründung der Frauenabteilung gesteckte Ziel Aufstieg in die NLB wurde erreicht. Wie geht es nun weiter?
Das primäre Ziel lautet, uns in der NLB zu etablieren, bevor wir Richtung vorderes Drittel der Liga zu schielen beginnen. Wenn das erreicht wird, kann in einigen Jahren auch ein Aufstieg in die Super League ins Auge gefasst werden. Dass der Weg dahin noch weit ist, zeigten die Testspielresultate dieses Sommers, ein 0:12 gegen Meister FCZ und ein 0:7 gegen Rapperswil.
Woran wurde in der Saisonvorbereitung speziell gearbeitet?
Das Athletiktraining wurde institutionalisiert, wir müssen schneller und explosiver werden. Auch im Kopf. Und natürlich muss das Team im Vergleich zu all den Siegen in der 1. Liga jetzt wieder mit einem höheren Level zurechtkommen und defensiv besser stehen. Nachlässigkeiten werden in dieser engen Liga schnell bestraft. Ich will aber nicht zu kurzfristig denken, sondern in allen Bereichen wie Taktik und Technik Fortschritte sehen.
Es war vorgesehen, dass Adrienne Krysl Sportchefin wird, ehe sie ein Jobangebot des Liechtensteinischen Verbandes annahm – deine Vorgängerin als Chefin, wäre das gut gegangen?
Daran habe ich keinen Zweifel, wir kennen uns seit vielen Jahren aus Instruktorenkursen und verstehen uns bestens. Aber diesen Job musste sie einfach annehmen. Jetzt sind wir mit Roger Odermatt als Sportchef anders aufgestellt. Wichtig ist ja: Das Fanionteam braucht es als Zugpferd, damit die Talente nicht abwandern – und als Motivation für die Breitensportvereine in der Region. Aber was mit einem Team begann, hat mit einer U15, U17 und U21 einen Unterbau erhalten. Das ist notwendig, um in den höchsten Ligen bestehen zu können.
Zur Person
- Name: Markus Wanner
- Geboren: 18.2.1973
- Wohnort: Hettlingen
- Zivilstand: verheiratet mit Evelin, Töchter Raphaela (22), Marisa (20)
- Stationen als Spieler: FCW Nachwuchs, Veltheim, FCW, St. Gallen (zwei Jahre NLA), FCW
- Stationen als Trainer: Nachwuchs FCW (fünf Jahre), FC Seuzach (zehn Jahre), FC Wiesendangen (Frauen, drei Jahre), FC Uzwil (bis Mai 2023)
Die ersten Spiele des FCW in der NLB:
- Sa. 26.08. 19.00h: FC Zürich U21 vs. FCW (Heerenschürli)
- So. 03.09. 14.00h: FCW vs. FC Sion
- Sa. 10.09. 12.00h: FC Widnau (1.) vs. FCW (Cup 1/32-Final)
- Sa. 16.09. 18.30h: FC Solothurn vs. FCW
- So. 01.10. 16.00h: FCW vs. FC Will
- Sa. 07.10. 18.00h: FC Schlieren vs. FCW