
Gute Leistung mit bitterem Nachgeschmack
84. Minuten lag der FCW gegen Sion verdient 1:0 in Führung. Der Underdog war besser und hatte eigentlich genügend Chancen – doch der zweite Treffer wollte einfach nicht fallen. Und dann das: In der 85. fiel durch einen individuellen Fehler der Ausgleich für Balotelli & Co zum 1:1. Ein bitterer Abend, auch wenn der FCW vieles gut gemacht hat.
Spielt er? Oder spielt er nicht? Das war eine der grossen Fragen, die sich viele der 8200 Fans am Samstagabend auf der Schützenwiese stellten. Beim letzten Duell in Winterthur, das der FCW im Oktober 1:0 gewann, stand Mario Balotelli nicht im Aufgebot und erschien dann auch nicht im Stadion.
Captain Balotelli
Es war dann doch eine kleine Überraschung, als „Supermario“ am Samstag sogar als Captain auflief. Im Nachhinein muss man sagen: Zum Glück für den FCW. Balotelli wirkte weder besonders fit, geschweige denn motiviert, an diesem Abend mit allen erdenklichen Mitteln drei Punkte zu erkämpfen – obwohl der FC Sion die Punkte dringend nötig hätte: Der letzte Sieg liegt vier Monate zurück. Die Walliser traten zwar auf dem Papier mit einem Top-Kader an, spielten aber gefühlt mit einem Mann weniger, und sie machten auch einmal mehr nicht den Eindruck einer eingespielten, verschworenen Truppe.
Anders der FCW: Vom Beginn weg gab die Mannschaft von Trainer Bruno Berner Vollgas. Man spürte den Willen, dieses Spiel gewinnen zu wollen und man sah, dass der Underdog an seine Chance glaubte. Bereits in der 17. Minute war es dann soweit: Nach einem druckvollen Angriff der Winterthurer kam es im Strafraum des Gegners zu einem Handspiel, der Schiedsrichter zeigte dem Sion-Verteidiger Gelb und ohne zu zögern auf den Elfmeterpunkt. Da Mr. Penalty Roman Buess zu diesem Zeitpunkt noch auf der Ersatzbank sass, schnappte sich Samir Ramizi den Ball und versenkte ihn souverän zum frenetisch bejubelten Führungstreffer.
FCW liess bis zur 85. nichts anbrennen
Die 8200 Fans auf der fast ausverkauften Schützenwiese sahen auch danach einen entschlossenen FCW, der das Spiel im Griff hatte, sich im Gegensatz zu den Gästen mit schnellen Angriffen gute Chancen erarbeitete – und hinten dank solider und solidarischer Abwehrarbeit so gut wie nichts anbrennen liess. Bezeichnend für Sions Probleme waren die beiden Auswechslungen, die Trainer Fabio Celestini schon vor der Pause tätigte: Stürmer Giovanni Sio kam für seinen Kollegen Ilyas Chouaref, Verteidiger François Moubandje ersetzt Baltazar Costa.
Ein Sieg lag nicht nur in der Luft, er schien auch logisch, da der FCW gut spielte und die Gäste aus dem Wallis nicht den Eindruck machten, das Ruder herumreissen zu können. Eigentlich fehlte zum Winterthurer Glück nur das zweite Tor, das anhand des Spielverlaufs nur eine Frage der Zeit schien. Doch das Tor wollte trotz der guten Chancen nicht fallen.
Berner: Vieles gut gemacht
Noch schlimmer: In der 85. Minute verlor Samuel Ballet nach einer eigentlich geklärten Situation den Ball, die Flanke kommt zu Giovanni Sio, der sich nicht zweimal bitten liess... 1:1. Ein Punkt, statt drei. Frust statt Freudenfest. Die Folge: Der FCW bleibt hinter dem FC Sion, wenn auch nur mit einem Pünktchen Rückstand.
Der bittere Ausgleich drückte die Stimmung auf der Schützenwiese spürbar. Trainer Bruno Berner war enttäuscht, dass seine Mannschaft den zweiten Treffer wieder nicht geschafft hat. Er sah aber auch viel Gutes: „Samuel Ballet musste heute Lehrgeld zahlen, aber wir haben vieles richtig gemacht“, sagte er nach dem Spiel. Er wies darauf hin, dass der FCW innert sieben Tagen drei schwierige Spiele absolvieren musste – zwei davon endeten unentschieden (Sion, FCZ).
Trauerminute für HWK
Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute für unseren ehemaligen Präsidenten, Mäzen und Retter Hannes W. Keller, der am 15. Februar mit 84 Jahren nach langer Krankheit gestorben war. Die spezielle Liaison zwischen HWK und dem FCW begann vor rund 25 Jahren: Damals stieg der Unternehmer mit seiner Firma Keller Druckmesstechnik als Trikotsponsor beim FCW ein, am 11.9.2001 wurde er zum Vereinspräsidenten gewählt. In seiner 14-jährigen Amtszeit hat HWK den zur Jahrtausendwende hoch verschuldeten Traditionsverein vor dem Konkurs gerettet und dem Klub dank seinem unkonventionellen und grosszügigen Einsatz einen erfolgreichen Neustart ermöglicht. Mit seinem nachhaltigen Engagement wird Hannes W. Keller für immer einen wichtigen Platz in der Geschichte des FCW einnehmen.
Spenden für Erdbebenopfer
Wie schon im Nachtragsspiel gegen Servette am letzten Mittwoch gingen auch am Samstag die Becherspenden wieder an Caritas Schweiz für die Soforthilfe zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien. Stolze 6‘700 Franken kamen am Mittwoch zusammen, der Depotspendenbetrag vom Samstag ist noch nicht abgerechnet. Wir sagen jetzt schon dankeschön!