
In die Höhle des Leaders
Eines ist klar: Das Auswärtsspiel im Berner Wankdorf wird kein Sonntagsspaziergang. YB ist stark, hat ein breites Kader, ist logischer Tabellenführer und zuhause auf dem Kunstrasen eine Macht. Trotzdem stellt sich der Underdog aus Winterthur dem Liga-Goliath entschlossen entgegen – im Wissen, dass im Fussball vor dem Spiel nichts so offen ist, wie das Schlussresultat.
Auch wenn Servette auf dem zweiten Tabellenplatz überwintert hat: Ein Heimspiel gegen die Genfer zum Start in die zweite Hälfte der Meisterschaft ist nicht das schlechteste Los in dieser ausgeglichenen Liga. So freute man sich auf der Schützenwiese letzte Woche auf den ersten Ernstkampf nach einer ungewohnt langen Winterpause und war zuversichtlich, dem Favoriten Paroli bieten zu können. Aber zweitens kommt es anders als man denkt: Das Spiel musste bekanntlich abgesagt werden (neuer Termin: Mi. 8.2. 20.30h). Der Boden war gefroren, die Verletzungsgefahr für die Spieler tatsächlich zu gross. So weit, so vernünftig.
Premiere im Tor
Nun muss der FCW eine Woche später ran: Am Sonntag, 29.1. 14.15h, geht es auswärts im Wankdorf gegen die Young Boys. Während der Woche ging es darum, die verpuffte Spannung in der Mannschaft wieder aufzubauen, gut zu trainieren und sich auf den grossen Kunstrasen und eine physisch wie spielerisch starke Mannschaft einzustellen. Dazu trainierte das Team von Cheftrainer Bruno Berner vor allem auf dem Kunstrasen Flüeli im benachbarten Stadtteil Veltheim.
Auch das Testspiel gegen den estnischen Rekordmeister Flora Tallinn fand dort statt. Der FCW gewann zwar 2:1, aber Freude kam keine auf: Goalie Jozef Pukaj wurde bei einem heftigen Kopf-an-Kopf-Zusammenprall das Nasenbein zertrümmert. Damit fällt nach Timothy Fayulu bereits der zweite Goalie des Fanionteams aus. Nun muss die Neuerwerbung Markus Kuster ran. Der 28-jährige Österreicher, der bis zum Konkurs bei Mattersburg und danach beim KSC unter Vertrag stand, wurde nach der Verletzung von Fayulu verpflichtet – nun kann er sich bereits früh im Ernstkampf beweisen.
Neben Pukaj fehlt voraussichtlich nur Aussenverteidiger Adrian Gantenbein. Er hat sich bekanntlich im Testspiel gegen den FC Rapperswil-Jona die Hand gebrochen. Ansonsten sind alle Akteure im Kader des FCW heiss auf einen Einsatz.
Auch YB nicht mit Wunschelf
Auch der hochkarätige Gegner aus der Bundeshauptstadt hat ein Goalie-Problem: Am letzten Wochenende musste sich Stammgoalie David von Ballmoos von Anthony Racioppi ersetzen lassen. Grund ist die Knieverletzung von letztem November, die sich offenbar wieder bemerkbar machte. Ob Von Ballmoos, der in den Saisons 2015/16 und 2016/17 das FCW-Tor hütete, am Sonntag bei YB zwischen den Pfosten steht, ist gemäss Klub-Website fraglich – ebenso wie der Einsatz von Defensivspieler Kevin Rüegg. Sicher nicht spielen wird Stürmer Elia Meschack (vier Sperren nach roter Karte) und der verletzte Innenverteidiger Camara. Dafür ist Cedric Itten wieder zurück – jener Stürmer, der im Hinspiel beim 5:1-Sieg in Winterthur zwei Tore beisteuerte.
20'300 Saisonkarten, 6'000 Tickets
YB ist Leader und im eigenen Stadion eine Macht. 20 der 35 Punkte holten die Berner in den acht Heimspielen auf dem Kunstrasen – dabei sind sie zuhause noch ungeschlagen. Neben dem künstlichen Grün ist sicher auch die für Schweizer Verhältnisse imposante Publikumskulisse ein Vorteil für das Team von Cheftrainer Raphael Wicki. Erstmals in der Geschichte des Klubs wurden mehr als 20'000 Saisonkarten verkauft – deshalb kosten die Tickets für das Spiel gegen Winterthur nur 20 Franken. 6'000 Tickets sind bis Freitag bereits verkauft worden.
Das wird trotz Kälte also wieder ein tolle Kulisse, von der sich der Underdog aus Winterthur aber nicht beeindrucken, sondern vielmehr zu Höchstleistungen animieren lassen sollte. Diese werden auch nötig sein, wenn der FCW als Team mit der schlechtesten Auswärtsbilanz den Leader schlagen möchte.
Extrazug erstmals mit Sirupkurve-Wagen
Auch der FCW macht mobil: Der Extrazug fährt um 10.50h in Winterthur los. Matchtickets für den Gastsektor gibt es im Zug und an der Tageskasse im Wankdorf. Das Zugbillett muss über die SBB gekauft werden (Spartipp: SBB-Football-Ticket lösen -> mit Halbtax nur 29.-, ohne 58.- / Vergünstigungen wie GA oder Junior-Card sind gültig).
Mit dabei ist erstmals auch die Sirupkurve: Es wird einen Spezialwagen für Kinder und deren Begleitung geben – mit Fahnen basteln, Transpi ausmalen und Sirupbar. Der FCW will damit sein Auswärtspublikum erweitern und zeigen, wie bunt und trotzdem vereint die FCW-Fans sind. Matchtickets für die Kinder gibt es exklusiv für nur 5.- im Sirupkurve-Spezialwagen (für die erwachsene Begleitung 20.-).
Matchvorschau mit Bruno Berner und Samuel Ballet
Im Interview mit FCW-TV zeigt sich Cheftrainer Bruno Berner zuversichtlich. Zudem hat FCW-TV auch Stürmer Samuel Ballet auf den Zahn gefühlt. Der 21-jährige Berner stand bis letzte Saison bei YB unter Vertrag, ist aber nach seinem Ablauf des Leihvertrages fix bei den Winti-Löwen, die am Sonntag in der Höhle des Leaders für eine Überraschung sorgen wollen.