Last-Minute-Sieg hart erkämpft
Der FCW gewinnt einen erbittert geführten Cup-Fight gegen den FC Aarau dank einem späten Tor tief in der Nachspielzeit von Randy Schneider 2:1 (0:0). Den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Sayf Ltaief (63.).
Es war das erwartet schwierige Spiel gegen einen starken Challenge-Ligisten, der nach mässigen Leistungen in der Meisterschaft dem Heimpublikum zeigen wollte, was in ihm steckt. Und es war das erwartet stimmungsvolle Fussballfest mit einem heissen Spiel, Fairplay und Emotionen hüben und drüben, und einer tollen Kulisse. Ein echter Cup-Fight, der den rund 6300 Fans (davon etwa 1500 aus Winterthur, Gastsektor ausverkauft) noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Erste Chance schon nach einer Minute
Die Startphase gehörte klar den Gästen aus der Super League. Der FCW dominierte und kontrollierte das Spiel, liess hinten nichts zu und kreierte vorne einige Chancen. Schon in der ersten Spielminute zeigte Mittelstürmer Roman Buess seine Gefährlichkeit im Strafraum. Sein Kopfball nach einer Flanke von rechts strich nur knapp am Tor vorbei. Auch Sayf Ltaief hatte in der Folge zwei gute Möglichkeiten. Der Ort des Geschehens lag mehrheitlich in der Platzhälfte der Hausherren, der neue FCW-Goalie Marvin Keller, der gegenüber Markus Kuster den Vorrang erhielt, hatte in dieser Phase wenig zu tun.
Nach einer Viertelstunde löste sich die klare Überlegenheit langsam auf. Nicht weil die Aarauer plötzlich aufdrehten, vielmehr machte es den Anschein, als ob der FCW diesem bekannten süssen Gift erlag: Alles easy, wir haben den Unterklassigen im Griff. Schon fehlten die paar Prozentchen, die im heutigen Fussball nicht mehr fehlen dürfen. Dies manifestierte sich in der 20. Minute, als Matteo Di Giusto in der gegnerischen Spielhälfte leichtfertig den Ball verlor, weil sein Gegenspieler giftig und entschieden in den Zweikampf ging. FCA-Stürmer Yannick Toure konnte mausbeinallein aufs Goal ziehen, scheiterte aber am cool bleibenden und glänzend reagierenden Marvin Keller, der Schuss mit dem Bein ins Out lenkte. Es war der Knackpunkt im Spiel: Aarau bekam Aufwind, der FCW geriet zunehmend unter Druck, in der Defensivarbeit passierten ungewohnte Fehler, der Spielaufbau und der Angriff gerieten ins Stocken.
Der FC Aarau war auf einmal im Spiel, übernahm das Diktat und hatte gute Möglichkeiten aus dem Spiel heraus oder durch Freistösse nahe am Strafraum. Bis zur Pause blieb es jedoch beim 0:0.
Zu wenig Gegenwehr führt zu Gegentreffer
Wer dachte, der FCW komme mit neuem Elan aus der Pause, sah sich getäuscht: Die Verunsicherung war weiterhin zu spüren – auf der anderen Seite hatte der FCA, der erstmals in dieser Saison nicht unter dem eigens auferlegten Erfolgszwang stand, mit seiner routinierten Mannschaft definitiv Blut geleckt.
Der Führungstreffer in der 51. Minute war sinnbildlich: Keller wehrt einen Angriff ab, der Ball wird weggeschlagen, die Situation scheint bereinigt. Die Aarauer erobern im Mittelfeld den Ball zurück, schlagen ihn schnell nach vorne, Nuno da Silva schnappt ihn, setzt sich durch, schiesst an der Strafraumgrenze, Tor. Die Führung kommt zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient.
Vier Auswechslungen mit Wirkung
Nach einem sehenswerten Seitfallzieher von Di Giusto auf das Aarauer Tor, reagiert FCW-Trainer Patrick Rahmen in der 62. mit einem Doppelwechsel: Tobias Schättin (für Souleymane Diaby) und Aldin Turkes (für Buess) sollen für frischen Wind sorgen. Und sie tun es: Schättin setzte sich nur eine Minute später auf der linken Seite durch, seine Flanke kam präzis zu Alexandre Jankewitz, dessen Kopfball am Pfosten landete, Ltaief, der dank der Strafraumpräsenz von Turkes freisteht, reagierte am schnellsten und nickte den Ball wuchtig ins Tor.
Goalie Keller rettet mirakulös
Danach gestaltete sich das Spiel wieder ausgeglichener. Nur einmal wurde es für den FCW nochmals richtig gefährlich: In der 80. wehrte sich der FCW nach einem Freistoss in den 16er wieder zu wenig dezidiert, Milot Avdyli erobert den Ball und schiesst flach in die weite Ecke... doch Keller rettet mirakulös mit einem blitzschnellen Reflex – die wohl wichtigste Tat des neuen Keepers an diesem Tag.
Ausgerechnet Schneider mit einer tollen Einzelleistung
Rahmen brachte in der 77. nochmals zwei neue Spieler: Adrian Gantenbein (für Samir Ramizi) und Randy Schneider (für Ltaief) sollten nochmals für eine Temposteigerung sorgen. Zeit war noch genügend vorhanden, durch Wechsel, Verletzungen und einer Rudelbildung zog sich der heisse Kampf weit über die 90 Minuten hinaus.
Wieder hatte der Winterthurer Cheftrainer das richtige Gespür: Als schon alle mit der Verlängerung rechneten, zog Gantenbein mit dem Ball aus dem eigenen Drittel los, spielte den Ball im richtigen Moment dem weiter vorne mitlaufenden Schneider, der wiederum lief, schaute, lief, schaute und schoss – sein Aufsetzer landete in der 100. (!) unhaltbar im Kasten der Aarauer. Und das direkt vor dem proppenvollen Gastsektor. Die Stimmung war entsprechend überschwänglich – während in den Heimsektoren entsprechende Totenstille herrschte. Ausgerechnet Schneider, ausgerechnet der ehemalige Aarauer, ausgerechnet er, den die Aarauer Fans bei der Einwechslung lautstark ausgepfiffen hatten.
Nächster Gegner kommt aus Basel
Am Ende war es ein harter Arbeitssieg in einem echten Cup-Fight. Nicht souverän, aber mit viel Durchhaltewillen erkämpft. Torschütze Randy Schneider brachte es in einem Interview auf den Punkt: «Am Ende zählt im Cup das Weiterkommen.»
Nächster Gegner im Achtelfinal ist der Basler 1.-Ligist FC Black Stars. Das Spiel wird unter der Woche zwischen dem 30. Oktober und 2. November stattfinden – wenige Tage vor dem Heimspiel gegen den Schweizer Meister YB. Weitere Infos zum Cup-Match folgen.