FC Winterthur vs. FC Luzern

Als Oliver Kaiser vor fünf Jahren Sportchef des FCW wurde, glaubte er fest daran, dass der Aufstieg in die Super League möglich ist. Seine Arbeit wurde in der höchsten Liga aber nicht leichter.

Oliver Kaiser war noch kein halbes Jahr im Amt, als er im Winter 2017 Umberto Romano als Cheftrainer absetzte. Der FCW lag damals auf dem zweitletzten Rang der Challenge League und befand sich Ende Saison unter Kaisers Verpflichtung Livio Bordoli immer noch dort. Danach folgte Ralf Loose, ehe dieser nach dreieinhalb Jahren – auf Rang 2 liegend – durch Alex Frei ersetzt wurde. „Fussball ist oft brutal“, gibt Kaiser zu. „Die Kommunikation daher ist sehr wichtig. Ich kann noch heute allen Trainern in die Augen schauen und mich mit ihnen auf einen Zmittag treffen.“ Auch auf Spielerseite werden immer wieder Träume zerstört. Sogar die meisten. „Hunderte Jugendliche durchlaufen unsere Nachwuchsabteilung – 99 Prozent von ihnen muss eines Tages klar gemacht werden, dass es nicht ganz nach oben reicht“, sagt der 42-Jährige. Einem Familienvater sagen zu müssen, dass der Vertrag nicht verlängert wird, was das Ende der Karriere bedeuten kann, geht aber auch ihm unter die Haut. Kaiser ist selber zweifacher Vater.

Keine Wohlfühloase
Seine eigenen Träume von einer Profikarriere platzen schon früh. Mit 16 Jahren debütierte er in der ersten Mannschaft des FCW, bestritt zwei Junioren-Europameisterschaften. An der U18-EM in Island 1997 erzielte der Mittelfeldakteur gegen Israel ein Tor. Doch schon bald darauf begannen gesundheitliche Probleme, eine erste Rückenoperation wurde nötig. Kaiser wandte sich für eine Weile vom Fussball ab und kehrte erst nach einer längeren Pause über den Event-Bereich (Hallen-Masters in der Eishalle Deutweg) und die Arbeit bei einer Spieleragentur wieder in die Szene zurück. Seit seinem Amtsantritt als Sportchef glaubte er fest daran, dass – mit etwas Glück – ein Aufstieg in die Super League möglich ist. Im Mai ging dieser Traum in Erfüllung. Mehr denn je geht es jetzt in seiner Arbeit darum, den perfekten Mittelweg zwischen Menschlichkeit und Business zu finden. „Wir sehen den FCW auch in der höchsten Liga weiterhin als Familie. Die Spieler sollen sich wohl fühlen, um ihre beste Leistung abrufen zu können.“ Nicht im Sinne einer Wohlfühloase ohne jeden Druck, wie er betont – aber in einem von respektvollem Umgang geprägten Umfeld.

Gleiche Probleme wie Bayern
Dass der FCW über das kleinste Budget aller Superligisten verfügt, ist bekannt. Daran ändert auch nichts, dass es am letzten Tag der Transferfrist durch den Wechsel von Manuel Akanji von Dortmund zu Manchester City rund eine halbe Million Franken in die Kassen spülte. Ein Betrag, der den Sportchef jetzt direkt in neue Spieler investieren kann? Kaiser schüttelt den Kopf. „Erstens wird es dauern, bis das Geld auf unserem Konto ist. Zweitens gehören solche – sehr willkommenen – Erträge zu unserem Budget, das nicht nur in dieser Saison ausgeglichen gehalten werden muss. Und drittens muss jeder Transfer in unseren Rahmen passen.“ Nur wenige Vereine wie ManCity, PSG oder Real Madrid können ohne Rücksicht auf Verluste einkaufen. Sogar Bayern München muss sich wirtschaftlichen Realitäten stellen. „Wir haben quasi die gleichen Probleme wie Bayern – einfach mit ein paar Nullen weniger“, fasst Oliver Kaiser seine Ausgangslage zusammen. (Damian Keller)

Name: Oliver Kaiser
Geboren: 19.12.1979
Wohnort: Neftenbach
Zivilstand: verheiratet, zwei Kinder
Grösse/Gewicht: in meinem Amt unwichtig
Position: Sportchef
Stationen: FC Wülflingen, FC Winterthur (ab C-Junioren). Sportchef seit Sommer 2017.

Mein erstes besuchtes Fussballspiel
Ich fand meine Stars immer im eigenen Verein – zuerst bei Heimspielen des FC Wülflingen, dann auf der Schützenwiese.

Dieses Star-Trikot trug ich auf dem Pausenplatz
Eines von Étoile Carouge und eines von Uli Stielike bei Xamax. Wie es dazu kam, weiss ich nicht mehr.

Meine Sternstunde
Klar der Aufstieg mit dem FCW.

Meine letzte Busse
Kann sein, dass ich vor Kurzem nach einer Auswärtsniederlage mal etwas zu schnell nach Hause gefahren bin...